- Sefarad
- Sefarạd,biblischer Ortsname, genannt in Obadja 20 als Aufenthaltsort der »Verbannten Jerusalems«; seit dem Mittelalter gleichgesetzt mit der Iberischen Halbinsel; davon abgeleitet Bezeichnung für die von den spanisch-portugiesischen Juden (Spaniolen) geprägte Kultur und Tradition im Unterschied zur aschkenasischen Tradition (Aschkenas). Die Nachkommen dieser Juden, die nach Verfolgungen (Ende 14. Jahrhundert) und Vertreibungen (Ende 15. Jahrhundert) im 15. und 16. Jahrhundert in verschiedene europäische Länder, nach Nordafrika, dem Nahen Osten und Amerika emigrierten, zum Teil zunächst als Marranen, werden Sefardim (Sephardim) genannt. Zentren der Sefardim waren u. a. Saloniki, Amsterdam, Livorno, Hamburg, London. Die Sefardim waren Träger einer im 16. Jahrhundert im Orient blühenden Kultur. Ihre Sprache war das Ladino. Heute werden oft fälschlich alle orientalischen Juden als Sefardim bezeichnet. Von den Aschkenasim unterscheiden sich die Sefardim auch heute in zahlreichen religiösen Auffassungen, Riten und Bräuchen.H. J. Zimmels: Ashkenazim and Sephardim (Neuausg. London 1969);C. Tapia: Les juifs sépharades en France (Paris 1986);B. Leroy: Die Sephardim. Gesch. des iber. Judentums (a. d. Frz., 1987);Die Sefarden in Hamburg, hg. v. M. Studemund-Halévy, auf mehrere Bde. ber. (1994 ff.).
Universal-Lexikon. 2012.